Lancia-Beta-Bastler

Hugo Pfister besucht die Firma Carteroni in Neuseeland

Wenn Ihr Euch mit dem Thema Lancia 037 Replica auch schon beschäftigt habt, dann kennt Ihr bestimmt auch die Firma Carteroni in Neuseeland. Die haben einen Lancia 037 sehr aufwendig aufgebaut. Also mit Rohrrahmenkonstruktion und Volumex Motor.

Es gibt zwei Arten zum Aufbau eines Lancia 037 Replicas. Das Grundmodell ist aber immer ein Lancia Beta Montecarlo.

Variante 1: Man nimmt einen Schrott Montecarlo, sägt ihn vorne und hinten ab und baut selbst eine Rohrrahmenkonstruktion mit Radaufhängungen, Bremsen, Achsen und Lenkung auf.

Dann nimmt man noch einen Volumex Motor mit 135 PS, montiert einen 16v Abarth Kopf drauf und natürlich einen großen Abarth Volumex Kompressor . Das Getriebe verwendet man vom Porsche oder vom Lancia Gamma, wobei die Zusammenfügung auch wieder eine Eigenkonstruktion wird. Ich schätze mal, dass dann der 037 ca. 200 PS hat.

Vorteil: Dieser Replica hat den 11 cm längeren hinteren Radstand, so wie das Original. Motor ist längs eingebaut und eine Volumexaufladung sorgt für den Antrieb, so wie beim original 037.

Nachteil: Wer kann so eine Rohrrahmenkonstruktion mit TÜV anfertigen und ein Volumex Motor, erst recht Abarth Teile, sind schwer aufzutreiben und sehr, sehr teuer! Wer nimmt so einen Umbau ab?

Variante 2: Mann nimmt einen Montecarlo, entfernt die vorderen und hinteren Kotflügel, setzt die GFK Karosserie aus Italien auf (Ist extra für den 11cm kürzere Radstand angefertigt), kauft noch breite Felgen und fertig ist der 037 Umbau. Achsen, Bremsen, Lenkung und Radaufhängungen bleiben und somit ist es ein umgebauter Montecarlo und eine TÜV Abnahme ist dann so möglich.

Man kann auch die Bremsanlage und den Motor optimieren. So werde ich es machen, aber dann mit der 16V Turbomaschine, quer eingebaut und mit ca. 300 PS, haltbar und jederzeit preislich austauschbar, sollte etwas kaputt gehen. Erfahrungen mit dem Turbomotor Umbau habe ich gesammelt und es macht richtig Spaß.
 

Nachteil: Der hintere Bereich sieht nicht ganz so aus, als beim original 037, wegen dem 11 cm kürzeren Radstand. Das heißt, nach dem Hinterrad ist die Karosserie länger. An der Heckansicht sieht man beim Originalen das Getriebe und beim Replica nur den Auspuff. Also nichts für original Puristen. Die Gesamtmaße, Breite, Länge und Höhe entsprechen dem Lancia 037.

Hugo Pfister interessiert sich für so einen Umbau und mit Ihm habe ich darüber schon geschrieben und diskutiert. Für Ihn wäre es aber schon wichtig, das der Replica so ziemlich dem originalen Lancia 037 entspricht. Also ist meine Variante nicht das Richtige für Ihn, aber in Neuseeland ist die Firma Carteroni, die einen Lancia 037 Replica aufgebaut hat, der dem Originalen sehr nahe kommt. Also bschließt Hugo Pfister einfach mal nach Neuseeland zu fliegen und sich die Firma anzusehen.

Und das ist sein Bericht und seine Eindrücke von seinem Besuch bei der Firma Carteroni in Neuseeland!

Auf dem Rückflug aus den wunderschönen Neuseeland Ferien habe ich dieses
Schreiben verfasst. Die drei Wochen Ferien gingen wie immer viel zu
schnell vorbei. Am letzten Montag 2.1.17 hatte ich mit Carteroni und
Marteroni einen Termin abgemacht. Das Dorf Mangaweka auf der Nordinsel von
Neuseeland haben wir gut gefunden und tatsächlich war die Tafel "Lancia
Specialist" wie im Internet abgebildet am Strassenrand aufgestellt.

. Wir
mussten nämlich erfahren, dass das in Neuseeland in der ländlichen Region
sonst sehr selten der Fall ist und auch Einwohner im gleichen Dorf, oft
nicht wissen wer die näheren Nachbarn sind. Egal wir mussten nicht
nachfragen sondern unseren Camper vor dem verketteten Tor im €žUrwald seiner
Zufahrt stehen lassen. 

Auf dem Foto sieht man nicht wirklich, wie extrem
steil sich danach die schmale Strasse hochwindet. 

Nach ein paar hundert
Metern  kommt dann plötzlich ein Gebäude mit rostigen Ruinen zum Vorschein,
ein Fiat und ein  Lancia darunter also wussten wir es sollte stimmen, denn
italienische Autos sind in Neuseeland sehr selten. 

Aber alles verriegelt und das übliche Puff, dass wir so oft schon gesehen
haben. Also muss ich Alen anrufen, etwas das ich in Englisch nicht gerne
mache, aber er nimmt ab und wir verstehen uns gut. Scheinbar ist der
2.Januar Feiertag und er ist noch bei sich zuhause und kommt später.

Wieder
beim Tor unten ist Marty Lognan da, aber er kann wegen uns nicht durchfahren
und er will noch an seinem Stratos schrauben.
Mit unserem grossen Camper die enge und steile Zufahrt geschafft, Marty ist
sehr gesprächig, hat eine Tochter in der Westschweiz und zeigt uns seinen
Stratos und das innere Fahrzeug-Lager. 

Dann kommt Alen, auch er sehr angenehm und gesprächig, zeigt uns die
Fahrgastzelle für den 037 Rallye Corso, die er für einen Irländer der in den
USA lebt aufbaut. Scheinbar möchte der damit Rallyes fahren, teilweise auch
in Europa. Die Spenglerarbeiten sehen sauber und fachmännisch aus, soweit
ich das jedenfalls beurteilen kann. 
Alen u Marty kommen beide vom Mechanischen her und haben sich das angeeignet
und machen es scheinbar auch gerne, nur das Malen meint Alen sei nicht so
sein Ding. Aber die Rohrrahmen lassen sie Pulverbeschichten und beim Gfk
wird ein entsprechend eingefärbter Cellcoat verwendet, wie's im Bootsbau
üblich ist, so muss nicht Nachgespritzt werden.

Dann fahren wir 20 min zu ihm nach Hause, dort steht sein 037 Wunderding
mitten auf dem Platz für eine Probefahrt bereit, umgeben von Traktoren und
Tieren, das freut mich natürlich ausserordentlich.

Seine Frau Alex ist auch da und die ist recht taff und ist für Webseite,
Einkauf und Buchhaltung etc. zuständig. Sie weiss auch sehr viel über den
037 und fährt auch damit herum. 
Alen fährt den 037 ab und zu an nationalen Rallyes, wobei seine 16 Jährige
Tochter oft begeistert die Beifahrerin spielt.

Das Fahrzeug hat er seit rund 3 Jahren fertig und wirkt nicht so wahnsinnig
gepflegt, weder Innen noch Aussen und hat auch deutliche Gebrauchsspuren.

Aber es macht einen soliden Eindruck und wirkt auf mich wie ein originaler
037, einzig das hintere Getriebegehäuse, der Auspufftopf mit den Endrohren
sehen leicht anders aus.

Auch im Motorraum habe ich es von einem Originalen
etwas voller im Kopf. Die Plexiglas Abdeckung vom Motor hat etwas
verbastelte Kühlschlitze und die Aluminium Scharniere der Hauben sehen von
Hand gefeilt aus.

Das GFK macht einen sehr guten Eindruck und ist auch genügend dick und
solide angefertigt, auch Passungen und Optik finde ich erstaunlich gut.

Nach dem Betanken steige ich mal in den Beifahrerstuhl, was mit meiner
Grösse von 1,82 trotzt Überrollbügel, Schalensitz und Hubble Bubble Dach
recht gut gelingt. Wie Walter Röhrl ja schon sagte: Einen 037 " zieht man
sich über", aber da hast Du mit dem Monte Carlo mehr Erfahrung als ich. Ich
kenn mich nur mit dem Porsche 911/ 997 Carrera S aus und der hat deutlich
mehr Platz zur Verfügung.
Das Fahrzeug ist mit normalem Nummernschild ausgestattet und kann so in
Neuseeland ungehindert gefahren werden. Er meinte jedoch noch, das Vorführen
sei nicht ganz so einfach gewesen.

So wie ich das beurteile, wäre es in der Schweiz völlig unmöglich, dieses
Fahrzeug auch mit ca. Jg. 81 im Renntrimm zuzulassen, nicht mal mit dem
Händlerschild dürfte er genau genommen bewegt werden, einzig für Classic
Einsätze könnte er auf abgesperrten Strecken eingesetzt werden. Würde er dem
Stradale nachgebaut werden, so müsste das eher gehen, ich weiss einen
Autohändler in unserer Nähe, der einen 037 Stradale für einen Schweinepreis
von 370'000 SFr. anbietet, ich gehe da evt. mal vorbei und sehe ihn mir mal
an.

Okay, der Motor startet willig und Alen fährt auf die Strasse. Neuseeland
ist ein geniales Land, nach kurzer Fahrt kommen wir auf eine kilometerlange,
feine und kurvenreiche Schotterstrasse. 
Drinnen ist die Unterhaltung schwierig, durch die mechanischen Geräusche und
natürlich die Kieselsteine, die in die Radkästen und gegen den Unterboden
hämmern. Und Alen lässt ihn schön fliegen und stellt ihn auch recht quer.
Nach 20 min fragt er mich ob ich auch mal fahren wolle, aber ich lehne dann
höflich ab, da ich seinem Liebling nichts antun möchte. 
Das Fahrzeug ist puristisch und geil, ein richtiges Männerspielzeug halt
eben.

Aber es hat auch Nachteile wie Alen selbst erwähnt. Das wäre zB. der Sound
von Aussen, da €žpfupft er nur irgendwie langweilig vor sich hin, im
Fahrzeug drinnen fällt das aber nicht so negativ auf. Alen meint mit dem
originalen 16 V Zylinderkopf für ca. 16 000 Euro wäre das ganz anders, mag
sein doch ich vermute mal mit einem entsprechend angepassten Schalldämpfer
könnte auch schon viel gemacht werden. 
Alen gibt die Motorenleistung mit dem kleinem Volumex-Lader mit ca. 160 PS
an und meint bei heissem Wetter vermutlich eher weniger. Ich finde das doch
sehr bescheiden und es mag auf Schotter mit schmaler Bereifung okay sein,
aber auf Teer mit breiten Semisliks reisst man damit sicher keine Wurst vom
Teller. Da wäre sicher auch der 16V Kopf gefragt und der grössere
Volumex-Lader für ca. 20 000 Euro. Aber mit dem höheren Druck muss dann auch
wieder der untere Teil des Motors klarkommen, ich weiss nicht was das dann
wieder nach sich ruft! Auch wird die Thermik dann noch ein grösseres Problem
werden als jetzt schon, laut Alen arbeitet der original 037 Rallye mit einer
Wassereinspritzung, da kein Ladeluftkühler verwendet worden sei.
Auch hat das verwendete Gamma Getriebe keine Differential-Sperre und würde
auf Asphalt nicht wirklich Spass machen. In den USA wärde zwischenzeitlich
das ZF Getriebe nachgebaut und koste so gegen 20000 Euro.
Die Bremsanlage ist auch etwas schwach dimensioniert, mit einer aus dem Alfa
156 wäre das aber besser.
Alen schreibt auf seiner Webseite, das er für 150 000 NSD (ca. 120€˜ 000 Euro)
ein 037 herrichten könne, doch für eine halbwegs schlaue Ausführung sollten
es seiner Meinung nach schon 200'000 NSD (ca. 160 €˜000 Euro) sein.
Zum Selberbauen in schlauer Ausführung vermute ich mal braucht es locker
100'000 Euro für Spenderfahrzeug und Material mit sehr, sehr viel Arbeit. 
Für mich kommt zum grossen finanziellen und zeitlichen Aufwand noch hinzu,
dass ich wenig Erfahrung mit den italienischen Sportfahrzeugen aus diesen
Jahren habe und dementsprechend mehr Zeit/Finanzen und Lehrgeld aufwenden
müsste.

Darum muss ich nun schweren Herzens sagen, dass dieses Projekt für mich eher
nicht in Frage kommt, da Aufwand und Ertrag zu weit auseinander liegen und
eine Strassenzulassung bei uns eh unrealistisch ist.
Ein Plan B liegt eventuell darin, anderen kapitalkräftigen Lancia 037 Rallye
Enthusiasten einen Weg aufzuzeigen, wie man zu so einem Fahrzeug kommen
könnte, ich kenne da 2-3 Personen in meiner Nähe, für die das evt.
interessant werden könnte, ich werde auch das mal abklären. 

Da kann man natürlich schnell einmal sagen, das hätte ich schon von Anfang
an sagen können, mag sein doch die gemachten Erfahrungen und Kontakte mit
Dir und Carteroni waren sehr interessant, lehr- und hilfreich gewesen und
möchte ich nicht missen.

Ich bedanke mich beim Hugo Pfister für die schönen Fotos und dem aufschlussreichen Bericht!