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Lancia-Beta-Bastler

Nebenwelle vom Lancia Montecarlo Motor reparieren

Ich habe einen schweizer Spezialauftrag bekommen. Ich soll einen schönen Tuningmotor für einen Lancia Montecarlo Besitzer aufbauen. Der Lancia Montecarlo Liebhaber lieferte mir einen Montecarlo Motor  den ich aufbauen soll. So weit so gut. Nach seinen Vorstellungen soll auch die Nebenwelle gekürzt werden, damit der Excenter bei einer Falscheinstellung nicht mit dem 2. Pleuel kollidiert und den Motor zerstört. Wie sich der Motor zerstören kann, habe ich einem Bericht schon einmal beschrieben. Hier der Link dazu: Die Selbstzerstörung!

Bei der Begutachtung der Nebenwelle musste ich leider feststellen das diese am hinteren Lagerzapfen eingelaufen war. So konnte ich die Welle nicht mehr verwenden, aber eine Ersatznebenwelle kostet bei bekannten Teilehändlern 298€. Also extrem teuer. Dieser Preis würde den Motoraufbau extrem in die Höhe treiben. Die meisten gebrauchten Wellen sind auch eingelaufen oder sogar krumm durch eine falsche Positionierung. Kann ich die eingelaufene Nebenwelle eventuell reparieren?

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Das ist die eingelaufene Nebenwelle. Der helle Streifen wäre nicht das Problem, weil die Lagerschale an dieser Stelle eine Ölnut hat.

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Auf diesem Bild sieht man die Einlaufspuren besser.  Durch diesen Schaden kann das Öl aus der Ölbohrung direkt wieder herauslaufen und wird nicht in der Lagerschale gehalten. Dadurch geht auch der gesamte Öldruck verloren. Der Lagerzapfen hat an dieser Stelle ein Untermaß und kann so nicht mehr verwendet werden.

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Mit dem Ritzel der Welle wird die Ölpumpe angetrieben.

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Der hintere Zapfen ist der Excenter der die mechanische Benzinpumpe antreibt. Der Montecarlo hat aber keine elektrische Benzinpumpe und deshalb ist dieser Excenter unnötig. Die Entscheidung  den Excenter abzuschneiden ist richtig damit sich der Motor bei falscher Einstellung nicht zerstört.

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Der eingelaufene Zapfen der Welle ist nicht gehärtet. Mein Idee ist, den Zapfen abzudrehen und darüber eine Stahlbuchse zu ziehen. Der Zapfen der Welle habe ich schon abgedreht und jetzt verwende ich ein Stahlrohr, drehe es innen und aussen auf Maß und steche davon ein Stück ab.

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Das Stahlrohr wurde innen so ausgedreht, das es mit der Welle eine Presspassung ergibt. Mit einem schweren Hammer und einem Messingbolzen treibe ich die Buchse über den Zapfen. Das Aussenmass ist ca. 1mm größer als das Sollmaß. Vorher markierte ich mir auf der Stirnseite die Position der Ölbohrung die ich später wieder durch die Buchse einarbeiten muss!

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Damit sich die Buchse wirklich nicht mehr vom Zapfen verschieben kann bohre ich ein Loch durch die Buchse in den Zapfen.

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Und schneide ein Gewinde hinein.

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Zum Sichern verwende ich eine Madenschraube. Damit sich auch diese nicht löst verwende ich eine Schraubensicherungspaste.

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Einschrauben und fertig!

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Die Nebenwelle wird in die Drehmaschine eingespannt und mit der Messuhr ausgerichtet.

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Und jetzt wird die Stahlbuchse auf Maß abgedreht!

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Mit dem Mikrometer überprüfe ich das Maß auf 0,01mm.

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Der hintere Zapfen soll einen Durchmesser von 38,92 - 38,95mm haben. Ich wähle  das größte Maß also 38,95mm und spanne die Welle von der Maschine. Dann baue ich sie in den Motorblock ein und versuche sie zu drehen. Dabei klemmt sie zum Teil in der Lagerschale. Ich ziehe sie heraus und schmirgel noch 0.01 mm ab. Nochmals in den Block eingebaut und diesmal für gut befunden.

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Jetzt zum Kundenauftrag. Ich steche auf der Drehmaschine den Excenter ab.

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Der Excenter ist abgetrennt und die Ölbohrung ist offen. So würde das Öl direkt wieder aus der Welle auslaufen ohne Öldruck aufzubauen. Die Bohrung muss wieder verschlossen werden. An der Stirnseite könnt ihr die Markierung für die Position der Ölbohrung erkennen. Ich bohre an dieser Stelle ein Loch durch die Buchse und treffe dadurch wieder auf den Ölkanal.

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Den Rest des Excenters habe ich zentrisch abgedreht und die Ölbohrung etwas aufgebohrt, so das eine M8 Madenschraube passt.

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Ich schneide ein M8 Gewinde in das Loch.

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Die Bohrung muss senkrecht in den waagrechten Ölkanal gelangen, damit das Öl in die Lagerbuchse gepumpt wird.

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Und verschließe das Loch mit einer Madenschraube. Zum Abdichten und zum Sichern verwende ich Schraubensicherungspaste.

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Die Nebenwelle ist fertig repariert. Das war aber nicht die eingelaufene Welle aus dem Montecarlo Motor, sondern eine krumme Welle aus einem Beta Motor. Das war nur ein Versuch und dieser ist gelungen. Ich konnte auch eine krumme Nebenwelle reparieren!

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Vorne die überholte Nebenwelle und hinten die eingelaufene Welle aus dem Montecarlo Motor. Vorne liegt schon die Stahlbuchse zum Überholen. Das heißt, das Gleiche noch einmal!

Fazit: Man kann eingelaufene und krumme Nebenwellen wieder reparieren!